Insgesamt erkranken jährlich fünf Millionen Menschen hierzulande an Depressionen. Fast ein Viertel der Deutschen (23%) ist irgendwann im Leben unmittelbar selbst von dieser Krankheit betroffen, während knapp mehr als ein Drittel (37%) entweder zu den Mittbetroffenen, oder den Angehörigen der Patienten zählt. Allerdings ist es leider immer noch so, das viele Irrtümer und eine Menge Unwissen über diese schwere Krankheit weit verbreitet sind.
Viele Menschen sind der Meinung, dass Depressionen besonders durch eine falsche Lebensführung, Stress auf der Arbeit oder Schicksalsschläge ausgelöst werden. Komplett ungeeignet für Menschen mit Depressionen sind dabei Ratschläge wie „Jetzt reiß dich mal zusammen“, oder „Vielleicht musst du auch mal in den Urlaub“. Und obwohl es sich bei Depressionen um eine Erkrankung handelt, die unter Umständen tödlich sein kann, wird sie bis heute gefährlich unterschätzt.
Depressionen sind weit verbreitet
Generell ist es möglich, in jedem Lebensabschnitt an Depressionen zu erkranken – sowohl Kinder, als auch Menschen höheren Alters sind nie gänzlich davor sicher. Mit einem Blick auf die Geschlechter zu diesem Thema wird erkennbar, dass Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Viele vermuten, dass der Grund dafür die hormonellen Schwankungen sind, die bei Frauen häufiger vorkommen als bei Männern. Eine Depression bei Männern hingegen wird wesentlich seltener entdeckt, bzw. als solche erkannt. Oft scheuen sich Männer davor, diese Form von Schwäche zu zeigen und deshalb Hilfe zu suchen. Darüber hinaus äußern sich bei Männern andere Symptome als bei Frauen – beispielsweise exzessives oder aggressives Verhalten.
Altersspezifische Auslöser
Häufig hat diese Krankheit auch eine altersspezifische Ursache, wenn es sich um Menschen höheren Alters handelt. Viele vertragen ihren Eintritt ins Rentenalter nicht so gut, da plötzlich kein Arbeitsverhältnis mehr besteht und sich daher in vielen Alltagsbereichen umstrukturiert werden muss. Für einige geht dabei auch nicht nur die Beschäftigung, sondern auch die Wertschätzung von außen, sowie der eigene Selbstwert abhanden.
Und der immer größer werdende Verlust der sozialen und körperlichen Selbstständigkeit kann sich ebenfalls negativ auf die Stimmung auswirken. Wenn beispielsweise Hobbys, die man jahrelang ausüben konnte, plötzlich nicht mehr betreiben kann. Oder wenn die eigene Mobilität mit dem Alter immer weiter sinkt, und sich dadurch der Bewegungsradius zunehmend reduziert. Unter Umständen laufen die Betroffenen sogar Gefahr, in die soziale Isolation abzurutschen.
Traumata als Depressionsauslöser
Der Verlust von Verwandten, Freunden, Bekannten oder Partnern kann die Seele äußerst stark belasten. Häufig hinterlassen derartige Schicksalsschläge ein großes Gefühl von Traurigkeit und Trostlosigkeit. Auch kann es vorkommen, dass alte Wunden und seelische Traumata wie Kriegserlebnisse und andere Verletzungen (sowohl körperlich als auch psychisch) reaktiviert werden.
Risikofaktoren und Ursachen
Die möglichen Ursachen einer Depression sind noch nicht nur Gänze geklärt. Es kann passieren, dass eine Depression plötzlich – praktisch über Nacht – eintritt. Niemand ist davor gänzlich sicher, da Depressionen absolut jeden erwischen können. Doch anscheinend spielen bei der Entstehung dieser Krankheit sowohl äußere, als auch innere Faktoren eine Rolle. Beispielsweise genetische, biologische und psychosoziale Faktoren.
Genetische Disposition
Sind Depressionen bereits zuvor in der Familie vorgekommen, dann ist das Risiko erhöht, selbst daran zu erkranken.
Gestörter Hirnstoffwechsel
Manche Experten denken, dass ein niedriger Serotonin- oder Noradrenalinspiegel zur Entstehung einer Depression beitragen. Die empfundene Antriebslosigkeit, die Schlaflosigkeit und der Appetitmangel können Anzeichen eines gestörten Austausches zwischen den Nervenzellen sein.
Stress
Eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung einer Depression spielen psychosoziale Belastungen. Häufig werden negative Lebensereignisse von Stress begleitet, wie etwa beim Tod eines Angehörigen, bei einer Trennung, dem Jobverlust oder einer schwerwiegenden Erkrankung. Paradoxerweise sind aber auch positive Ereignisse wie eine Hochzeit, eine Beförderung oder die Geburt des eigenen Kindes Auslöser für Stress und lassen daher das Risiko einer Depressions-Erkrankung steigen. Generell steigt das Depressionsrisiko in den Lebensabschnitten, in denen große und tiefgreifende Umstellungen stattfinden – wie zum Beispiel in der Pubertät, oder dem Rentenbeginn.
Verletzlichkeit
Menschen, die schon in ihrer Kindheit traumatisierende Erfahrungen wie Vernachlässigung und Missbrauch machen mussten, haben ebenfalls ein gesteigertes Depressionsrisiko. Oft fällt es ihnen besonders schwer, in belastenden Situationen zurechtzukommen.
Lebenseinstellung
Darüber hinaus tragen auch Menschen, die von sich selbst und ihrer Zukunft (und der Welt im allgemeinen) immer schlecht reden und denken ein höheres Risiko für diese Art der Erkrankungen. Davor schützen können Optimismus und ein positives Selbstwertgefühl.
Diagnose und Untersuchung
Bereits beim Verdacht auf eine Depression sollte der Patient schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen, der ihn wiederum an einen entsprechenden Psychologen oder Facharzt weiterleitet. Die Heilungschancen stehen besser, je früher die Krankheit erkannt wird. Der Arzt könnte dabei folgende Fragen stellen:
- War in letzter Zeit Ihre Stimmung niedergeschlagen oder gedrückt?
- Waren Sie zuletzt häufiger Müde und Antriebslos?
- Leiden Sie zurzeit unter Schuldgefühlen, Selbstzweifeln oder negativen Gedanken?
- Haben Sie Schlafstörungen?
- Leiden Sie unter Konzentrationsschwierigkeiten?
- Leiden Sie unter Appetitlosigkeit?
Für die Diagnose sind körperliche Untersuchungen ebenso wichtig. Eine Blutuntersuchung, sowie vielleicht noch eine Computertomografie (CT) vom Gehirn sind dabei zu empfehlen.
Depressionen: Therapie und Behandlung
Ist der Verdacht auf eine Depression bestätigt, wird der Patient an eine entsprechende Klinik, oder an einen Psychotherapeuten oder ambulanten Psychiater weitergeleitet. Dort kann dann ein passender Behandlungsplan für den Betroffenen erstellt werden. Wird diese ernste Krankheit auch als solche erkannt, können die Betroffenen mit einer konsequenten Behandlung umfangreich unterstützt werden.
Bewährt hat sich dabei die „kognitive Verhaltenstherapie“ in leichten bis mittelschweren Fällen. Für die Wiederaufnahme von Serotonin werden auch häufig Medikamente (Antidepressiva) verschrieben. Bei wiederkehrenden, bzw. chronischen Depressionen hat sich stets eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten bewährt. Ein stationärer Klinikaufenthalt empfiehlt sich dann, wenn es sich um schwere Depressionen handelt.