Wer seine Hosenbeine gerne enger trägt, sollte bei einer Anzughose vorsichtig mit dem enger machen sein. Anzughosen haben generell einen anderen Schnitt als Chinos oder Jeanshosen. Idealerweise kauft man seinen Anzug so, dass er auch wirklich passt.
Wie kann man eine zu weite Anzughose enger nähen?
Es gibt diesbezüglich nur ein kleines Problem: Bei vielen Männern ist die Figur suboptimal. Entweder ist der Oberkörper zu muskulös oder die untere Körperhälfte hat keine idealen Maße. Das Sakko passt oft perfekt, die Hose aber ist zu lang und/oder zu weit. Alternativ passt die Hose perfekt, aber das Sakko beutelt oder zwackt. Bei Onlinekäufen steht der Käufer oft vor diesem Dilemma. Der Gang zum Änderungsschneider ist unvermeidlich. Dadurch entstehen aber Mehrkosten.
Früher konnten Männer ihre Anzüge in einem guten Kaufhaus erwerben. Der Käufer konnte die Hosen vom hauseigenen Änderungsschneider fachgerecht umarbeiten lassen. Ein paar Tage später konnte er den Anzug abholen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute muss ein Unzufriedener sich notgedrungen selbst an die Nähmaschine setzen. In verschiedenen Onlineforen häufen sich die Fragen zum Thema.
Richtig Maß nehmen
Niemand sollte sich unvorbereitet an die Nähmaschine setzen, um die Innen- oder die Außennaht enger zu machen. Das damit erreichbare Ergebnis wird nicht zufriedenstellen. Zunächst gilt es, Maß zu nehmen. Dazu sollte der fragliche Anzug angezogen werden. Schuhe und Gürtel werden abgelegt. Der Vorteil einer Anzughose ist, dass sie deutlich schmalere Nähte hat als beispielsweise eine Jeanshose. Anzughosen lassen sich also leichter enger machen. Die Bewegungsfreiheit sollte aber nicht zu stark eingeschränkt werden.
Schritt 1:
Um das Maßband anzulegen, wird das Bein zunächst auf einen Stuhl oder Hocker gestellt. Nun wird das Hosenbein am Außenrand und am unteren Saum so eingefaltet, wie die Hose unten sitzen soll. Dann wird das zu entfernende Stück Stoff – der sogenannte Überschuss – ausgemessen. Dabei sollte der Überschuss flach liegen und nicht verrutschen. Zu bedenken ist, dass zu enge Anzughosenbeine nicht mehr hochrutschen können, wenn man sich hinsetzt. Beim Überschlagen der Beine wird die abgenähte Stoffpartie am Knie stark belastet. Der starke Zug auf die Nähte könnte unangenehme Folgen haben. Eine zu eng genähte Anzughose hinterlässt keinen guten Eindruck. Zudem schränkt sie die Bewegungsfreiheit ein. Auch für das An- und Ausziehen der Hosen ist eine etwas weitere Saumweite wichtig. Grundsätzlich sollten Anzughosen nicht so eng sitzen wie andere Hosen.
Schritt 2:
Im zweiten Schritt wird das Hosenbein in Höhe des Knies an der Außenkante so eingefaltet, wie es anschließend sitzen soll. Auch hier ist zu beachten, dass die Hose am Knie nicht zu eng abgenäht werden darf. Das Knie muss noch gebeugt werden können. Wer sich nicht mehr bücken oder beim Sitzen das Bein überschlagen kann, hat die Anzughose zu eng abgenäht. Die Hose sollte auch im enger gemachten Zustand locker fallen. So eng, dass die Beinkonturen erkennbar sind, werden Anzuggosen nie genäht.
Schritt 3:
Die äußere Naht der Anzughose wird nun auch am oberen Rand so zusammengelegt, wie sie sitzen soll. Es ist möglich, dass die Anzughose nur zu weite Beine hat, aber nach oben hin gut sitzt. In diesem Fall sollte ermittelt werden, ab wo sie gut sitzt und bis wo sie enger gemacht werden soll. Diese Stelle muss beidseits markiert werden – zum Beispiel mit Schneiderkreide oder einer Stecknadel. Dann wird erneut ausgemessen – und zwar von oberen Hosenrand abwärts.
Schritt 4:
Die zu weite Anzughose wird nun auf links gedreht. Nun müssen alle abgenommenen Maße auf die Innenseite der Hose übertragen werden. Genäht werden soll an der Außenkante der Hose. Folglich müssen die Messungen bei flach gelegter Hose dort vorgenommen und übertragen werden. Begonnen wird wieder von unten. Das unten abgenommene Maß für die neue Beinweite wird übertragen. Die abzunähende Saumweite wird mit Schneiderkreide oder einer Stecknadel markiert. Danach werden die abgenommenen Maße der Kniehöhe auf die umgekrempelte Außenseite der Anzughose übertragen.
Entsprechende Markierungen werden vorgenommen. Schließlich müssen die abgenommenen Maße nach oben hin übertragen werden. In den seltensten Fällen muss eine Anzughose bis ganz nach oben abgenäht werden. Oftmals ergibt sich eine Stelle am Gesäß, wo die Naht langsam in die bereits vorhandene Naht läuft. Diese Stelle wurde ausgemessen und markiert. Vom oberen Rand der Hose wird dieses Maß nun übertragen und die Hose entsprechend markiert.
Schritt 5:
Es ergibt sich nun eine erkennbare Verbindung zwischen den markierten Punkten. Die markierten Punkte zwischen unterem Saum und dem Knie werden nun mit Hilfe eines Lineals miteinander verbunden. Die Linie kann mit Schneiderkreide gezogen werden. Dann wird sie Stück für Stück bis nach oben verlängert, bis sie ausläuft. Nun wird die gesamte Linie mit Stecknadeln abgesteckt. Alternativ kann sie auch mit Heftfaden locker vernäht werden. Die Hose wird anschließend wieder auf rechts gekrempelt. Sie sollte nun anprobiert werden. Das muss vorsichtig geschehen, damit die Stecknadeln nicht herausfallen. Der Heftfaden sollte unter Belastung nicht zerreißen.
Der Träger sollte sich mit der provisorisch abgesteckten und enger gemachten Anzughose vorsichtig bücken. Er sollte sich hinsetzen und ein Bein über das andere schlagen, um den Sitz der Hose am Knie und am Gesäß zu überprüfen. Zwackt es irgendwo, muss diese Stelle etwas weiter gefasst werden. Die Anzughose sollte nun mit angezogenen Schuhen getestet werden. Stimmt die Hosenlänge unter den neuen Bedingungen? Falls ja, müssen die Hosenbeine nicht in der Länge angepasst werden. Die Hose wird vorsichtig ausgezogen und wieder auf links gedreht. Jetzt wird sie an der Nähmaschine enger gemacht. Falls der Überschuss zu groß ist, wird er entfernt.
Anzughose enger nähen: Die letzte Anprobe
Die neue Naht der Anzughose wird nun auf links gebügelt. Beim anschließenden Anprobieren sollte die Hose sitzen, wie gewünscht. Niemand sollte erkennen, dass es sich um eine neue Naht handelt. Faltenwürfe und Abnäher sind Zeichen, dass nicht professionell genug gearbeitet wurde. Vielleicht wäre eine Änderungs-Schneiderei doch die bessere Wahl gewesen.