Der Kauf einer Wohnung oder eines Hauses kann verschiedene Gründe haben. Möglicherweise möchten Sie die Immobilie dazu nutzen, Ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Doch auch Käufe mit der Absicht, in den Immobilienmarkt zu investieren, kommen häufig vor. Unabhängig davon, wie Sie Ihre zukünftige Liegenschaft nutzen möchten, ist es sinnvoll, das Haus oder die Wohnung vor dem Kauf bzw. vor der Bauabnahme begutachten zu lassen. Dies empfiehlt sich bei der Bauabnahme von Neubauten, besonders aber auch beim Kauf von Bestandsimmobilien.
Das Gutachten erfolgt vor der Kaufentscheidung, hilft Ihnen dabei, die Liegenschaft besser einzuschätzen und schützt Sie davor, einen Fehlkauf zu tätigen. Sobald Sie den Gesamtzustand der Liegenschaft verstehen, können Sie entscheiden, ob der Preis der Bestandsimmobilie gerechtfertigt ist, bzw. ob die Arbeiten Ihres Neubaus wie vereinbart ausgeführt wurden. In diesem Beitrag erfahren Sie, was ein Gutachten genau ist, wie es vorgenommen wird, wann ein Gutachten nötig ist und vieles mehr.
Was ist ein Gutachten für ein Haus / eine Wohnung?
Ein Gutachten ist ein Prozess, in dem eine Immobilie genau inspiziert wird. Ziel des Gutachtens ist es, den Zustand des Gebäudes besser einschätzen zu können und zu verstehen, welche allfälligen Mängel vorliegen. In einem Gutachten kann beispielsweise festgestellt werden, ob eine Liegenschaft sachgemäß gepflegt wurde, ob der Ist-Zustand dem Soll-Zustand entspricht und ob die Baupläne korrekt in die Praxis umgesetzt wurden. Wird ein Gutachten sorgfältig durchgeführt, kommen alle Komponenten des Gebäudes genauestens unter die Lupe; vom Keller, über die Haustechnik bis hin zur Bausubstanz an sich.
Im Zuge eines Gutachtens kann beim Kauf einer Bestandsimmobilie zudem eine Einschätzung oder eine Beratung vorgenommen werden, in der der ungefähre Wert der Immobilie ermittelt und in Relation gesetzt wird. Das hilft Ihnen als Käuferin, bzw. als Käufer dabei, eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen und nicht mehr zu bezahlen, als die Liegenschaft effektiv wert ist.
Wann und weshalb ist ein Gutachten nötig?
Es gibt verschiedene Gründe, wann und weshalb ein Gutachten nötig wird. In der Regel werden Gutachten aber dann ausgeführt, wenn eine Immobilie die Besitzerin / den Besitzer wechselt. Bei Neubauten ist dies bei Bauabnahmen der Fall. Ein Gutachten vor und während der Bauabnahme kann dem Auftraggeber / der Auftraggeberin dabei helfen, versteckte Mängel zu entdecken und diese rechtzeitig zu melden. Doch auch beim Kauf einer Bestandsimmobilie empfiehlt sich ein Gutachten, um den Zustand der Liegenschaft greifbarer zu machen.
Ein Gutachten kann auch sinnvoll sein, wenn sich die Besitzverhältnisse der Immobilie nicht ändern. Wenn Sie beispielsweise Sanierungen, Renovationen oder Umbauten vornehmen, eignet sich ein Gutachten dazu, einzuschätzen, ob die Arbeiten sachgemäß ausgeführt wurden oder ob sich Baumängel eingeschlichen haben. Zudem bilden Gutachten die Grundlage für eine Schätzung, um herauszufinden, welche Wertsteigerung stattgefunden hat.
Wer führt das Gutachten durch?
In der Regel wird ein Gutachten durch einen professionellen Gutachter durchgeführt. Ein anderer Begriff für Gutachter lautet Sachverständiger. Die Bedeutung der Berufsbezeichnung des Gutachters und des Sachverständigen sind dieselben. Gutachter, bzw. Sachverständiger, ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Es bestehen aber eine Reihe von Qualifizierungen für private Gutachter und eine amtliche Anerkennung für Gutachter, die im Auftrag von Ländern oder des Bundes arbeiten.
Für die Begutachtung Ihrer privaten Immobilie werden Sie vermutlich einen freien oder angestellten Sachverständigen beauftragen, der aufgrund seiner fachlichen Qualifikation die Immobilie objektiv begutachten kann. Ein Gutachten durch eine Fachperson ist allerdings rechtlich nicht vorgeschrieben. Sie können die Begutachtung Ihrer zukünftigen oder Ihrer bestehenden Immobilie daher auch auf eigene Faust vornehmen. Solange Sie sich der Aufgabe gewachsen fühlen und Sie wissen, was Sie tun, steht einer eigens durchgeführten Inspektion nichts im Wege.
Was gibt es bei einem Gutachten zu beachten?
Wenn Sie ein Gutachten auf eigene Faust durchführen möchten, gibt es einige Punkte zu beachten und einige Gebäudeteile und Ausstattungen, die Sie inspizieren sollten. Eine Übersicht der wichtigsten Punkte finden Sie hier:
- Nur Observieren: Bei der Begutachtung können Sie beobachten und experimentieren. Sie sollten dabei jedoch keine Änderungen oder Beschädigungen am Gebäude vornehmen, vor allem dann nicht, wenn die Immobilie noch nicht Ihnen gehört.
- Genügend Zeit: Planen Sie sich am besten einige Stunden bis hin zu einem halben Tag ein, um eine sorgfältige Begutachtung durchzuführen.
- Untersuchen Sie gefundene Mängel und dokumentieren Sie diese gründlich, am besten in einem digitalen Bautagebuch.
- Richten Sie den Fokus nicht auf einen bestimmten Teil des Gebäudes, sondern auf alle möglichen Komponenten und Ausstattungen. Manche Teile sind allerdings überdurchschnittlich oft von Baufehlern oder Korrosion betroffen.
- Vergessen Sie nicht, die folgenden Bereiche zu inspizieren: Bausubstanz, elektrische Systeme, sanitäre Anlagen, Heizung, Klimaanlage, Lüftung, Isolierung, Dachboden, Keller, Fenster, Türen, Fußboden und Außenbereiche.
Wenn Sie diesen Punkten folgen, maximieren Sie Ihre Chancen auf ein erfolgreiches Gutachten auf eigene Faust.
Wie viel kostet ein Gutachten?
Wenn Sie einen professionellen Sachverständigen anstellen, der das Gutachten in Ihrem Auftrag durchführt, müssen Sie dafür mit relativ hohen Kosten rechnen. Je nachdem, welcher Leistungsumfang enthalten ist und für welche Fachperson Sie sich entscheiden, müssen Sie mit rund 400 bis 700 Euro rechnen. Ein Gutachten zur Mängelfeststellung kann auch durchaus um einiges mehr kosten. Es verwundert daher nicht, dass sich zahlreiche Käuferinnen und Käufer dazu entscheiden, auf ein professionelles Gutachten verzichten und die Inspektion in die eigene Hand nehmen.
Wenn Ihr Budget stark begrenzt ist, oder Sie über fundierte Erfahrungen im Bauwesen verfügen, kann dies ein sinnvoller Schritt sein. Falls Sie allerdings Mängel übersehen und dadurch mehr bezahlen, als Sie sollten, werden sich die Ersparnisse kaum lohnen.